4. Januar 2017
Als Landammann der Gemeinde Davos setzt sich Tarzisius Caviezel für Olympische Winterspiele in Graubünden 2026 ein. Im Interview erklärt er weshalb und sagt, was die Spiele für Davos bedeuten würden.
Herr Caviezel, warum müssen aus Ihrer Sicht die Olympischen Winterspiele 2026 nach Graubünden?

Tarzisius Caviezel: Dafür fallen mir gleich mehrere Gründe ein. Nehmen wir zum Beispiel die rein sportliche Seite. Sowohl für unsere Bündner Sportlerinnen und Sportler als auch ganz allgemein für unsere Jugend und den Breitensport bieten Olympische Spiele in der Heimat eine einmalige Chance. Denn an Olympischen Spielen «Zuhause» teilnehmen zu können bzw. sich von einer grossen, gemeinsamen Sache mitreissen zu lassen, ist noch einmal etwas ganz anderes, als wenn man das irgendwo anders auf der Welt tut. Auf der anderen Seite würde solch ein Anlass für unseren Kanton selbstverständlich auch einen enormen wirtschaftlichen Schub auslösen.

Ein Schub, von dem auch ganz konkret die Davoserinnen und Davoser profitieren würden?

Ganz bestimmt. Dass Olympische Spiele das Potenzial haben, Wertschöpfung in die jeweiligen Austragungsorte zu bringen, ist aus meiner Sicht unbestritten. Wenn wir es schaffen, die Wertschöpfung in der Region zu generieren, profitieren wir ohne Zweifel. Zum einen aufgrund des unmittelbaren Gästeaufkommens während der Spiele. Zum anderen würden die Besucher den Namen Davos als attraktive und moderne Tourismusdestination auch nachhaltig in die Welt hinaus tragen.

Apropos nachhaltig. Das Thema Nachhaltigkeit ist ein wichtiger Punkt im Bündner Olympiakonzept. In Davos würden unter anderem die Aerials-, die Frauen-Eishockey- und natürlich die Langlauf-Anlässe stattfinden. Die Infrastruktur hierfür besteht grundsätzlich bereits. Wäre Davos demnach schon heute bereit für Olympische Winterspiele?

Wir haben in Davos zwei Kernkompetenzen. Einerseits ist das der Langlaufsport und andererseits der Eissport. Im Langlaufbereich haben wir während der letzten Jahre sehr viel Geld investiert und können somit auch jedes Jahr den Langlaufweltcup durchführen. Mit unserer Snowfarm, dem Bau der Beschneiungsanlage sowie des gerade eben fertiggestellten Langlaufzentrums sind wir hier sehr gut aufgestellt. Im Eissportbereich ist natürlich hauptsächlich das Eishockey mit dem HCD – einem Eishockeyclub mit national und internationaler besonders grosser Ausstrahlung – unsere Kernkompetenz. Erst kürzlich durften wir bekannt gegeben, dass wir auch hier in die Infrastruktur investieren und eine rundum erneuerte Eishalle erstellen werden. Um also auf Ihre Frage zurückzukommen. Ja, Stand heute ist die Gemeinde Davos selbstverständlich bereit für Olympische Winterspiele. Und Davos wäre übrigens gemeinsam mit Chur auch problemlos in der Lage, neben dem olympischen Frauen- auch das Männereishockeyturnier austragen zu können.

Sie meinen, falls das mit Zürich als Partner dann doch nichts wird.

Auch wenn Zürich als Partner dabei sein wird. Warum sollen die olympischen Eishockeypartien, sowohl jene der Frauen als auch jene der Männer, nicht generell in Graubünden stattfinden? Aus meiner Sicht spricht da rein gar nichts dagegen. Ganz im Gegenteil.

Schauen wir noch auf die Abstimmung im Februar. Die politischen Lager sind im Vorfeld genau gleich gespalten wie bei der Abstimmung für Olympische Winterspiele 2022 vor drei Jahren. Was bräuchte es, dass aus einem Gegner von damals – egal ob nun aus politischer oder aus stimmbürgerlicher Sicht – plötzlich ein Befürworter von heute wird?

Das ist eine sehr schwierige Frage. Bei all den Diskussionen kommen ja eigentlich immer wieder die gleichen drei Themen zur Sprache. Damals wie heute. Es heisst, das IOC sei korrupt und man könne diesem Apparat ohnehin nicht glauben. Dann natürlich die Frage nach den Finanzen bzw. dass es noch völlig unklar sei, welche Kosten auf die Gemeinden zukommen würden. Und das dritte Thema ist die Frage nach der Nachhaltigkeit. Es ist nicht immer ganz einfach, Exponenten, die strikte gegen die Spiele sind und immer wieder mit diesen drei Themen versuchen, Stimmung zu machen, konstruktiv zu begegnen. Das Thema Nachhaltigkeit ist mit der wegweisenden Nachhaltigkeits-Charta der letzten Olympia-Kandidatur zu einem echten Pluspunkt geworden, übrigens als Vorbild auch für andere Grossprojekte. Ein finanzielles Abenteuer mit Olympia kann verhindert werden, wenn das Projekt und seine Umsetzung vorgängig genau definiert und vorbereitet werden. Das war beim Eidgenössischen Jodlerfest 2014 in Davos nicht anders. In der jetzigen Situation vor der Abstimmung im Februar geht es aber erst einmal bloss um ein Grobkonzept und einzig und allein um die Frage, ob man dieses Konzept weiter verfolgen und detailliert ausarbeiten soll.

Sie sprechen von Stimmung machen. Wie nehmen Sie die aktuelle Stimmung in Ihrer Gemeinde wahr? Haben Sie das Gefühl, dass bei den Davosern das olympische Feuer bereits brennt oder muss man da sozusagen noch ein wenig zündeln?

Einzelne kleine Feuer brennen bereits. Aber ein loderndes Feuer, das so etwas wie ein Flächenbrand auslösen könnte, ist es noch nicht. Die Kunst in den nächsten Wochen bis zur Abstimmung wird es nun sein, diese einzelnen Feuerstellen zu einem einzigen grossen Feuer zusammenzuführen und so den Weg für ein positives Abstimmungsergebnis zu ebnen.

Davos verfügt über langjährige Erfahrung mit der erfolgreichen Organisation von Grossanlässen. Im Bild: Der Spengler Cup.
Davos verfügt über langjährige Erfahrung mit der erfolgreichen Organisation von Grossanlässen. Im Bild: Der Spengler Cup.