18. August 2020
Die Gemeinde Davos konnte am 18. August 2020, nach 16 Monaten Bauzeit, einen 700 Meter langen Revitalisierungsabschnitt am Dischmabach fertigstellen. Der neue Bach fügt sich mit seinen Mäandern, der natürlichen Bach- und Ufergestaltung sowie den zwei neuen Bachübergängen harmonisch in die alpine Umgebung ein. Mit baulichen Massnahmen sind die Voraussetzungen geschaffen worden, damit der Dischmabach auch in diesem Abschnitt bald wieder seine natürlichen Funktionen übernehmen kann.

Durch Verbauungen, Kraftwerke, Kiesentnahmen, Geschiebesammler oder Querbauwerke werden viele alpine Fliessgewässer stark beeinflusst. Ein wichtiges Anliegen des neuen Bundesgesetzes über den Schutz der Gewässer, das seit dem Jahr 2011 in Kraft ist, war es, für diese Fliessgewässer das Revitalisierungspotenzial festzulegen und umzusetzen.

Gemäss Angaben des Bundes sind in der Schweiz rund 15'000 km Fliessgewässer in einem schlechten Zustand. Deshalb möchte der Bund in den nächsten 80 Jahren ein Viertel dieser Fliessgewässer, also rund 4'000 km, revitalisieren. Im Kanton Graubünden ist eine Gewässerstrecke von rund 500 km als sanierungsbedürftig beurteilt worden.

Um in Sachen Revitalisierung einen Schritt vorwärts zu kommen, hat der Kanton Graubünden im Jahr 2014 die Gemeinden aufgefordert – auf ihrem Gebiet – Revitalisierungsprojekte anzumelden. Aufgrund dieser Rückmeldungen erstellte der Kanton Graubünden eine strategische Revitalisierungsplanung für die nächsten 20 Jahre.

Auch die Gemeinde Davos hat sich 2014 mit der Problematik befasst und mögliche Projekte eingereicht. Die Tatsache, dass sich die Elektrizitätswerk Davos AG (EWD AG) im Rahmen der Neukonzessionierung bestehender Anlagen und dem Bau neuer Anlagen über mögliche Revitalisierungsprojekte bereits Gedanken machen musste, kam der Gemeinde entgegen.

Als Ersatzmassnahme für die permanenten und temporären Eingriffe stand bei der EWD AG die Revitalisierung des Dischmabachs im Bereich Chaisern zuoberst auf der Prioritätenliste. Hierfür hatte sie bereits 2015 eine Konzeptstudie und ein Vorprojekt erarbeiten lassen.

Nachdem die EWD AG den Entscheid fällte, das Kraftwerksprojekt im Flüelatal gegenwärtig nicht zu realisieren, hat die Gemeinde Davos beschlossen, die Revitalisierung des Dischmabachs unabhängig von anderen Projekten umzusetzen. Sie konnte die bereits erarbeiteten Grundlagen der EWD AG übernehmen und diese in Zusammenarbeit mit den Fachexperten und den Grundeigentümern zu einem Bauprojekt weiterentwickeln.

Mit einer Gesamtstrecke von rund 700 Meter ist der Beitrag des neu revitalisierten Dischmabachabschnitts im Vergleich zum kantonalen Gesamtprojekt revitalisierter Fliessgewässer von 500 Kilometern relativ bescheiden. Und dennoch ist Gemeinde Davos stolz auf das Projekt. Denn es schafft einen grossen Mehrwert sowohl für die Natur, für das Landschaftsbild, für den Hochwasserschutz, für den Tourismus als auch für die Landwirtschaft.

Die Aufnahme des Projekts in die strategische Revitalisierungsplanung des Kantons Graubünden war für die Gemeinde sehr wichtig, denn mit der Aufnahme wurde auch die Übernahme der Kosten durch Bund und Kanton im Umfang von 80 % der Gesamtkosten garantiert. Zudem konnte die Gemeinde mit dem Nature-made-Fonds des Elektrizitätswerks der Stadt Zürich einen Vertrag abschliessen, der eine weitere finanzielle Beteiligung sichert. Der Gemeinde verbleiben somit Restkosten, die im Hinblick auf die Erreichung wichtiger Ziele durchaus tragbar sind.

Historischer Rückblick

Von der Ebene Chaisern im Dischma kann gesagt werden, dass sie seit ungefähr 14'000 Jahren vom Gletscher nicht mehr berührt wurde. Der bedeutendste Gletschervorstoss reichte nur bis Hof. Die Ebene ist demnach vom Dischmabach, von den Seitenbächen und von den Massenbewegungen an den Hängen geformt worden.

Dies änderte sich auch nicht mit der Besiedlung im 13. Jahrhundert. Es war immer der Bach, der bestimmte, wo man eine Strasse plante oder wo ein Haus oder Stall gebaut und wo Wiesland angelegt wurde.

Als sich der Dischmabach vor fast 100 Jahren immer neue Wege suchte und die begehrte Ebene zu versumpfen drohte, wurde der Bach in einen 650 m langen und geraden Kanal gezwängt. Dies war anfangs der 1930iger Jahre. Dem Bauvorhaben kam damals entgegen, dass man 20 Jahre früher die Strasse ins Dischma auf die rechte Talseite verlegte und mit vielen geraden Teilstücken ausstattete.

Mit der Kanalisierung konnte man über die Erhöhung der Schleppkraft das Problem der Auflandung und Versumpfung teilweise lösen. Aber nur teilweise, weil grosse Teile der Ebene auch nach dem Eingriff relativ feucht geblieben sind. Ein Grossteil dieser Flächen wird auch in Zukunft feucht bleiben, weil sich die zahlreichen Hangzuflüsse nicht reduzieren lassen und der häufig vorhandene lehmige Untergrund das Wasser bindet oder staut.

Mit der Kanalisierung des Dischmabachs – als landschaftsprägendes Element – hat man der Landschaft im Bereich Chaisern damals "die Seele" genommen. Mit anderen Worten: Man hat dem Bach damals seine natürlichen Funktionen geraubt und dem Menschen das Landschaftserlebnis geschmälert. Und genau dies hat die Gemeinde mit dem aktuellen Projekt korrigiert.

Wie die Gemeinde vorgegangen ist, welche Aspekte ausschlaggebend waren, welche natürlichen Funktionen bereits zurück sind, welche noch erwartet werden und wie der Dischmabach gesichert wurde, erfahren Sie vor Ort von den Experten.

 

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