27. Dezember 2019
Liebe Davoserinnen und Davoser,
sehr verehrte Gäste

Gerne nehme ich den Jahreswechsel zum Anlass, ein paar Worte an Sie zu richten. Aber kein stolzer Jahresrückblick, keine Liste der sinnvollen und zukunftversprechenden Investitionen. Dafür gibt es später den Jahresbericht.

Vielmehr sollten wir jetzt – wenn wir uns die Zeit nehmen innezuhalten – die Flughöhe vergrössern, mehr Abstand nehmen und uns und die Gemeinde aus höherer Warte anschauen. Wir sollten uns Fragen stellen, ob wir uns wohl fühlen in unserer Gemeinde, ob wir einen Beitrag dazu geleistet haben, was wir als Bürger und Teil einer Gemeinschaft besser machen können, und so weiter. So eine Standortbestimmung tut gut. Nachher fühlen wir uns geerdeter, wir haben unseren Platz gefunden, aber vielleicht geben wir uns auch neue Aufgaben, neue Ziele.

Natürlich gibt es immer Themen, die uns ärgern, die der Alltag und die fortlaufende Entwicklung unserer Gemeinde mit sich bringen. Lärm ist so ein Thema: Nachts laufende Schneekanonen, das Geschepper vom Glascontainer, röhrende Quads, Autos, Motorräder, nächtlicher Barbetrieb, Helikopter-Landungen. Oder schlechte Alltagserfahrungen wie Eis auf dem Trottoir, WEF-Limousinen, leerstehende Geschäfte, Sie haben selber weitere Themen. Die Gemeinde erhält tagtäglich Zuschriften, und diese werden bearbeitet, und wir sorgen auch dafür, dass die politische Agenda sich dieser Themen annimmt. Aber das ist während des gesamten Jahres unser Blickwinkel, unser Ziel, uns zu verbessern. Nicht jetzt zum Jahresende.

Ich möchte mich im Schlusswort dieses Jahres bei Ihnen persönlich bedanken. Für die Zusammenarbeit, für die Unterstützung, Ihre persönlichen Worte und Ihr Vertrauen. Insbesondere erhalte ich immer wieder Zuspruch und Vertrauensbekundungen, die mir auch wirklich guttun. Denn es ist – auch in meinem siebten Jahr als Ihr Landammann – keine einfache Aufgabe. Natürlich kann man von Erfahrungen früherer Jahre profitieren, aber es gibt auch immer wieder neue, grosse, herausfordernde Aufgaben. Sei es die Entwicklung in der Hochgebirgsklinik, die neue Raumplanung oder – eine besondere Herausforderung – die unsichere Finanzlage des Spitals Davos und das Gegensteuern mit unangenehmen Massnahmen.

Letztlich müssen wir uns solchen grossen Aufgaben stellen, um weiterzukommen und um erfolgreich zu sein. In diesen Momenten tut es gut, nicht nur den Kleinen Landrat und den Grossen Landrat, sondern auch Sie hinter mir zu wissen. Ein Zuspruch am Stammtisch, nach einer Veranstaltung oder auf der Strasse ist wie eine Übertragung von Energie. Das lädt auf. Und jetzt wiederhole ich mich, solche Aufgaben kann niemand alleine lösen. Das müssen wir gemeinsam anpacken. Nicht alle zuvorderst mit der Hand an der Schaufel, sondern jeder mit seiner eigenen Aufgabe auf der grossen Baustelle der Gemeinde Davos. Ich freue mich auch persönlich, dass die Stimmung in der Mitarbeiterschaft der Gemeinde und bei den Amtsleitern gut ist und der Wille und die Tatkraft vorhanden sind, Besonderes zu leisten und die Vorgaben zu erfüllen und positiv zu unterstützen, die die Politik machen muss.

Es ist mir auch immer wieder eine Freude und Genugtuung, wenn wir eine Volksabstimmung mit einem hohen Ja-Stimmen-Anteil zu Ende bringen können. Denn viele Ja-Stimmen zeugen davon, dass eine Vorlage von vielen Menschen aus ihrer jeweiligen Optik für sinnvoll und ausgewogen beurteilt wird und dass wir als Gemeinschaft im Konsens einen weiteren Schritt gehen. In diesem Sinn bedanke ich mich für Ihre Beteiligung an den Volksabstimmungen in diesem Jahr. Es ist doch eine Besonderheit, wenn man das weltweit vergleicht, dass wir regelmässig Volksabstimmungen machen, und die Politik Rückmeldungen mit der Zustimmung aus dem Volk einholen muss.

Davos ist keine Insel. Und in einer Welt, die sich immer schneller zu drehen scheint und mit ihren Entwicklungen – in technologischer, ökologischer, klimatologischer, gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Hinsicht – ungewissen Zeiten entgegengeht, ist auch unser Tal nicht vor diesen Entwicklungen verschont. Mit unseren heutigen Kräften, mit Engagement und Zusammenarbeit, wie wir es in der Präambel unserer neuen Verfassung auf die Fahne geschrieben haben, werden wir neue Lösungen erarbeiten und Chancen nutzen können.

Eingangs stellte ich die Frage, wie wir uns in Davos fühlen. Natürlich hoffe ich, dass Sie in Ihrer Bilanz ein positives Résumé ziehen können, dass Davos als Gesamtpaket mit seinen Besonderheiten, mit seinen Einzigartigkeiten, aber auch mit allem Alltäglichen Ihren Gefallen findet und Sie sich wohl fühlen. Zum Jahreswechsel wünsche ich Ihnen eine fröhliche Zeit der Entspannung und der Musse, vielleicht auch mit der Zeit, den Schnee und die Sonne zu geniessen. Ich freue mich auf das kommende Jahr, mit Ihnen, auf weitere bereichernde Begegnungen und viele weitere spannende Momente.

Tarzisius Caviezel, Landammann

 

Auf der Loipe im Sertigtal
Auf der Loipe im Sertigtal