23. April 2020
Der Corona-Shutdown zieht nicht nur für die Wirtschaft einschneidende Veränderungen mit sich, sondern auch für die Vereine. Eine Umfrage zeigt, wie sie sich in Davos mit der Situation arrangieren. Denn je nach Vereinszweck wiegen die Covid-19-Folgen längst nicht bei allen Vereinen gleich schwer.

Hoffen, umdisponieren, bangen, abwarten – eine Nachfrage bei den Davoser Vereinen zeigt, dass viele dieser Organisationen derzeit gar nicht viel tun können, um der aussergewöhnlichen Situation zu begegnen, die ihnen das Coronavirus eingebrockt hat. Die allermeisten Vereine sind darauf ausgelegt, dass die Mitglieder zusammenkommen und gemeinsam auf ein Ziel hinarbeiten – doch genau dies ist angesichts der bundesrätlichen Einschränkungen gegenwärtig kaum möglich. Besonders hart getroffen werden Vereine, die in grösseren Gruppen zusammentreffen, beispielsweise um Sport zu treiben oder zu musizieren.

Fehlende Trainings

Die gegenwärtige Situation beeinflusse das Vereinsleben stark, bestätigt etwa Valérie Favre Accola, Kleine Landrätin und Präsidentin des Unihockeyklubs Iron Marmots Davos-Klosters (IMDK). "Bis anhin war es so, dass sich unsere rund 294 Vereinsmitglieder zum Teil mehrfach pro Woche fürs Training und die Spiele trafen. Der Shutdown traf uns mitten im Meisterschaftsbetrieb, was für unsere Teams sehr frustrierend war, speziell jene, welche sich nach einer hervorragenden Saison zum Beispiel für die Schweizermeisterschaften qualifiziert hatten."

Auch Track Club-Präsident Georg Huber ist wenig erfreut: "Unser Vereinsleben ist massiv beeinträchtigt. Zurzeit läuft nichts. Unsere Workshops müssen annulliert und die Seelaufserie musste verschoben werden. Trainings finden gar keine statt."

Ähnlich klingt es bei Thim van der Laan vom Fussballclub Davos (FCD): "Das Vereinsleben ist komplett auf Eis gelegt, weil Vereinsaktivitäten vom Bundesrat und dem Kanton untersagt sind." Immerhin finde in den Teamchats teils ein Austausch im Sinne eines sozialen Miteinanders statt.

Konstruktive Lösungen dank sozialer Medien

Auf Kontakt via soziale Medien setzen auch andere (Sport-) Vereine. "Eine unserer Leiterinnen hat ein Video von Turnübungen gemacht und gebeten, dass jede Turnerin etwas übt und schickt. Das hat sehr gut geklappt und war ganz lustig zum Nachturnen", sagt etwa Beatrice Brazerol vom Frauenturnverein Davos Dorf.

Von solch modernen Möglichkeiten machen aber nicht nur Sportvereine Gebrauch. So hat etwa Jürg Wasescha, Dirigent/Chorleiter des Kirchenchores der Marienkirche, den Mitgliedern Einsingübungen via Youtube geschickt. Für die Corona-Zeit gleich vollständig umgestellt hat die Musikschule Davos: "Wir unterrichten derzeit online, was sehr gut funktioniert, weil in unserem Fall meistens ein Eins zu Eins machbar ist. Der Unterricht findet via WhatsApp Video, Skype, Signal, WhatsApp Audio, Facetime, Zoom etc. statt. Die Musiklehrer haben mit allen Schülern definiert, was für sie am besten geeignet ist", heisst es vonseiten der Musikschule.

Bei der Pfingstgemeinde und der Freien Evangelischen Gemeinde (FEG) werden die sozialen Medien ebenfalls intensiv genutzt. "Wir haben sehr schnell auf die digitalen Medien umgestellt. Gottesdienste als Filmbeiträge auf Youtube oder als Livestream und Gemeindezusammenkünfte, Gebetstreffen oder Jugendanlässe über interaktive Plattformen wie Zoom, lassen unser Gemeindeleben doch relativ intensiv stattfinden", so Marc Schmed, Pfarrer der FEG. Ganz ähnlich klingt es bei Pastor Mathias Marmet von der Pfingstgemeinde: "Wir weichen mit unseren Glorymeetings auf Onlinetools wie Zoom aus. Auf Facebook Live und Youtube streamen wir vermehrt Inhalte und unsere Whatsapp-Gruppe und Telegram-Chats haben einen höheren Stellenwert bekommen." So könne man die Situation mit den Einschränkungen gut abfedern. "Wir können nach Ende der Einschränkungen ohne negativen Einfluss wieder in den „Live-“ bzw. „Analog-Modus" wechseln", ist Marmet überzeugt. In technischer Hinsicht profitiere man sogar von der gegenwärtigen Situation. Man sei nun digital fit und werde einige der digitalen Angebote weiterführen. "Die "Corona-Krise" wird für uns eher eine "Corona Weiterentwicklung“ sein", sagt er.

Mit dieser positiven Sichtweise steht der Pfingstgemeinde-Pastor nicht alleine da. Auch andere Vereine sehen die Lage eher positiv. "Der Zusammenhalt wurde gestärkt", stellt in diesem Zusammenhang Martin Vogel von den Zeugen Jehovas fest. Und nicht nur religiöse Gruppierungen teilen die positive Sichtweise. Auch Anita Wehrli von den BPW Davos Klosters sieht die Herausforderung, etwa durch die Verlagerung auf soziale Medien, positiv: "Falls Treffen im Club noch länger nicht möglich sein werden, ist sicher zu überprüfen, ob Anlässe via Zoom organisiert werden könnten. Es ist spannend herauszufinden, wie die Nachfrage dafür bei unseren Mitgliedern sein wird. Es ist uns bekannt, dass andere Clubs in der Schweiz schon diverse Online-Veranstaltungen durchgeführt haben."

Wieder andere Vereine sehen sich durch die Corona-Problematik insgesamt weniger tangiert, beispielsweise weil die Vereinsaktivitäten erst später im Jahr richtig zu laufen beginnen. Dahingehend äusserten sich etwa die Freunde des Botanischen Gartens Alpinum Schatzalp, der Bergbauverein Silberberg Davos oder der Segelclub. Kaum betroffen ist nach eigenen Angaben auch die Modellfluggruppe. Dies vor allem, weil die Mitglieder ihrem Hobby auch als Einzelpersonen nachgehen können.

Hoffen auf Normalität

So oder so –allen Vereinen gemein ist die Hoffnung auf baldige Normalität – soweit diese 2020 überhaupt möglich ist. "Die Turnfeste sind für diesen Sommer ja bereits abgesagt", stellt Monica Gwerder, Präsidentin des Frauenturnvereins Davos, enttäuscht fest.

Für viele Vereine entscheidend ist die Frage, wie lange welche Massnahmen noch in Kraft bleiben. Dies einerseits, weil für bestimmte Veranstaltungen und Meisterschaftskämpfe gezielt geübt und trainiert wird und andrerseits, weil Anlässe immer auch Geld in die Vereinskassen spülen. Schon jetzt spüren manche Vereine die Ausfälle. Dies gilt nicht nur für Sportvereine wie den Track Club, für den die Seelaufserie finanziell grosses Gewicht hat. Dem Bäuerinnen- und Landfrauenverein Davos sind aufgrund der entfallenen Viehschau im Unterschnitt bereits mehrere Tausend Franken entgangen. "Nun hoffen wir, dass der 1. August-Brunch stattfinden kann, sonst hätten wir dort ebenfalls eine beträchtliche Einbusse", sorgt sich Präsidentin Martina Fliri Kindschi. Und auch die gegenwärtig geschlossene Spielwerkstatt Karambuli hofft auf eine schnelle Normalisierung, weil derzeit viele Eltern einen Teil ihrer Kosten zurückerstattet haben möchten, so Sabine Dürst.